Samstag, 18. Januar 2014
Hallöchen!

Wie ihr wisst, sind wir Mädels momentan alle im Praktikum. Es läuft noch bis Dienstag - allerdings nicht für mich.

Ich hatte nämlich leider das Pech an keinen so tollen Betrieb geraten zu sein.
Ich war in einer Konditorei ein gutes Stück weg von hier. Ich hatte mich ja auch schon über die lange Fahrt und den damit verbundenen Stress beklag. Ich hatte zwar die letzten Tage das Glück, dass meine Mutter mich hingefahren hat und öfters abholen konnte, aber stressig ist das um 5 Uhr morgends Aufstehen eben doch.
Aber das ist nicht das eigentlich Problem warum ich mein Praktikum abgebrochen habe.

Eigentlich angefangen hat es am Mittwoch, als ich all meine Aufgaben erledigt hatte, und die meisten Mitarbeiter bereits gegangen waren. Ich stand mit 3 Anderen und der Chefin noch in der Backstube. Die Anderen hatten zwar noch Aufgaben, aber ich war doch recht offensichtlich fertig, da ich bereits seit etwa einer halben Stunde nur noch da stand, und wartete gehen zu dürfen. Als sich schließlich auch meine Aufpasserin des Tages verabschiedete, sagte ich, ich würde jetzt auch gehen. Während ich zur Umkleide ging, fiel mir auf, dass ich hätte fragen müssen ob ich gehen darf, nicht dass< ich gehe. Da aber niemand etwas gesagt hatte, ging ich davon aus es sei nicht schlimm gewesen.
Fehlanzeige. Kaum stand ich in der Umkleide, riss die Chefin die Tür auf (ohne zu klopfen natürlich, ist ja nicht so als ob man sich in einer Umkleide umzieht oder so). Sie fuhr mich an "Hat dich jemand entlassen?!". Okay, doch schlimm. Also habe ich mich entschuldigt, und ihr gesagt, dass ich davon ausgegangen bin, dass ich gehen kann, da ich seit einer halben Stunde unbeschäftigt war und meine Aufgaben erledigt hatte. Sie hat noch kurz geschnauzt und ist gegangen. Als ich dann tatsächlich endlich rausgegangen bin hat sie mir noch einen super bösen Blick zugeworfen. Klasse.

Es hat mich die ganze Zeit noch mega geärgert, da es ja tatsächlich mein Fehler war einfach zu gehen statt zu fragen, allerdings bin ich doch der Meinung, dass sie ziemlich überreagiert hat.

Entsprechend hatte ich nicht sehr viel Lust Donnerstags hinzugehen. Zu Recht wie sich herausstellte. Als ich um 7 Uhr ankam waren alle super gestresst, da die Lieferung an die Cafés nicht punktlich fertig geworden war. Und natürlich war auch die Chefin da, um die Angestellten noch mehr anzuschnauzen. Sobald ich also die Backstube betrat kam von ihr direkt von der Seite "Steh nicht nur rum! Da! Bleche, Ringe! Kannst du alle mal in die Spüle bringen!!". Die erste Viertelstunde durfte ich also das genervte gezicke von allen Seiten ahören. Aber das war noch okay. Ist ja auch irgendwie verständlich, wenn man in so einer Situation nicht super freundlich ist sondern eher genvert. Zumal die Konditoren alle ab 3 bzw 4 Uhr Dienst haben.
In der Frühstückspause um 8 Uhr (ist übrigends die einzige Pause die ich habe) war die Stimmung dann doch endlich deutlich entspannter, auch wenn die Konditorin, die das Kommando hat noch immer etwas aggresiv war.
Ich hatte das Glück zusammen mit dem AzuBi S. arbeiten zu müssen. Er ist nämlich immer ziemlich nett und zudem waren es Aufgaben, die ich bereits schonmal machen musste und damit deutlich leichter rund schneller gingen.
Wir waren allerdings trotzdem nicht ganz pünktlich fertig (offizieller Feierabend ist um 13:00 Uhr), aber das war nicht so schlimm. Als ich dann allerdings noch ein paar Törtchen umpacken und umlagern sollte, was anscheinend die ganze Zeit als Aufgabe für mich im Hintergrund behalten wurde wurde ich doch etwas kritisch. Es kam mir ziemlich vor wie eine Strafarbeit, da es nicht unbedingt etwas war, das schien als müsste es unbeingt erledigt werden. Aber die Anschuldigung kann/konnte ich natürlich mit nichts belegen, also habe ich es brav gemacht.
Die Törtchen umzupacken und zu lagern war auch keine schlimme oder nervige Arbeit (im Vergleich zu Orangen reiben oder Äpfel schälen).
Da die Prson, die für das Spülen verantwortlich ist, bereits gegangen war, hat mich S. darum gebeten hin und wieder mal eine Maschine anzuwerfen, damit wenigstens die wichtigen Sachen sauber sind.

Als ich um halb vier schließlich endlich fertig war, fragte ich S. ob ich gehen düfte. Dieser war sich nicht ganz sicher und hatte Angst etwas Falsches zu machen (verständlich bei der Chefin) und sagte er würde die Chefin lieber anrufen und fragen. Ich erklärte ihm, dass ich - soweit ich weiß - garnicht länger arbeiten dürfe auf Grund des Jugendarbeitsschutz Gesetzes. Er wollte trotzdem lieber anrufen. Vom Telefonat kam er wieder mit den Worten "Die Chefin sagt, du sollst noch warten bis die Spüle fertig ist, und sie sagt du bist die letzten Tage eh schon früher gegangen.". Das war für mich die Höhe! Zumal es bereits halb Vier war, und ich nur die wenigsten Tage um 13 Uhr gehen konnte. Und ich bereits am Dienstag zusammen mit S. bis um halb vier bleiben sollte, um ihm bei seiner Arbeit zu helfen die er nicht fertig geschafft hatte.
Für eine Chefin, die täglich etwa 10 Minuten mal vorbeischaut ist die Anschludigung, ich gehe immer früher also nicht schlecht. Zumal ich nicht mal feste Arbeitszeiten habe, da die werte Dame mir keine gesagt hatte.
Ich erklärte S. die Situation von Mittwoch. Er sagte, ich solle doch einfach eben spülen und dann könne ich ja gehen. Ich verzog mich allerdings lieber kurz aufs Klo um das Jugendarbeitsschutz Gesetz zu googeln. Und ich hatte Recht gehabt: Man darf als Jugendlicher nicht mehr als 8 Stunden am Tag arbeiten.
Da es bereits viertel Vor 16 Uhr war, arbeitete ich also schon - selbst wenn man die Pause abzieht - mehr als 8 Stunden. Also habe ich S. nochmal ausführlich erklärt, dass selbst wenn ich bleiben wollte ich es nicht dürfte. Er blieb unsicher und erklärte mir immer wieder, dass die Chefin aber gesagt hat-...
Ich hab gesagt es täte mir leid, aber die Chefin müsse sich auch ans Gesetz halten, und ich wolle jetzt gehen. Wir konnten uns darauf einigen, dass ich noch eine Maschine anwerfe und dann gehen könne.

Ich war innerhalb von keinen 2 Minuten umgezogen und draußen und rief weinend meine Mutter an. Es hat mir einfach so gereicht!
Ich kann ja mal etwas länger arbeiten - das ist für mich nicht das Problem - aber nicht mit dem Umgang!

Meine Mutter hat sich noch 10x mehr aufgeregt als ich und ich habe ihr die Telefonnummer der Chefin geschickt, und bin erstmal zu einer Freundin gegangen, bei der ich übernachten wollte, da sie nur eine halbe Stunde vom Betrieb entfernt wohnt.

Meine Mutter hat mich später angerufen und mir erzählt wie das Telefonat mit der Chefin verlaufen ist.
Meine Mutter hat gefragt, was die Chefin denn von einer Praktikantin erwarte. Diese antwortete unter Anderem: "sich an die Arbeitszeiten halten". Haha. Was eine Ironie wenn man gar keine hat.
Desweiteren behauptete die Frau, dass ich garnicht um 7 Uhr sondern erst halb 8 Uhr käme, was meine Mutter sofort wiederlegte, da sie mich schließlich morgends um zehn vor 7 Uhr vor der Konditorei absetzte. Also behauptete die Chefin kurzerhand, dass ich 30-35 Minuten zum umziehen brauche.
Ich halte das für eine ziemlich lange Zeit um eine KonditorJacke anzuziehen - ihr nicht?
Auf jeden Fall endete das Telefongespräch damit, dass die Chefin einfach auflegte.
Spricht meiner Meinung nach sehr für ihre Glaubhaftigkeit und besonders für ihre Sympathie.

Ein paar Stunden später schrieb die Chefin meiner Mutter noch eine SMS in der sie erklärt, dass sie es ungeheuerlich findet, dass meine Mutter behauptet, dass ich mehr als 8 Stunden arbeiten musste, da es nach Absprache mit ihrern Mitarbeitern garnicht stimmt. Nur blöd, dass ich anscheinend besser auf die Uhr geachtet habe als die anderen 2 Ungarn die neben S. noch im Betrieb waren, und dass ich nicht einfach nur etwas mehr als 8 Stunden arbeiten musste, sondern dass sie wollte, dass ich danach auch noch spüle.
"Außerdem sei ein Praktikant für den Betrieb mehr eine Belastung als Entlastung, da alles erklärt werden muss." Das mag ja sein, wobei ich glaube, dass es schon Arbeit abnimmt. Immerhin dauert das 3 Minuten erklären nicht so lang, wie das 1 Stunde lang selbst erledigen. Oder etwa nicht?

Schlussendlich ist es also mit meiner Lehrerin abgeklärt worden, dass ich dort auf keinen Fall wieder hin soll. Freitags hatte ich also frei. Wenn es nach meiner Lehrerin ginge, hätte ich mich Montags und Dienstags einfach krankschreiben lassen (wegen der Versicherung und Schulpflicht) und mir 2 schöne Tage machen sollten. Meine Mutter wollte das allerdings nicht, und jetzt darf ich 2 Tage an ihrer Schule im Montessori Kindergarten hospitieren. Damit lässt es sich doch leben.

Ich bin eigentlich jetzt sehr entspannt und sehe es nicht so sehr als Katastrophe wie meine Mutter oder Lehrerin. Ich bin froh über den freien Freitag ("Um deine Überstunden auszugleichen") und finde schon, dass ich etwas gelernt habe. Schließlich war auch nicht das ganze Praktikum nur schrecklich. Also habe ich was über Konditoreien gelernt und, dass "die Leute, die als Schüler schon schrecklich sind, als Erwachsene Arschlöcher bleiben"(so meine Lehrerin) :D.

Es ist nicht die beste Erfahrung die ich gemacht habe, aber mir persönlich ist der Streit mit dieser Hexe lieber, als die letzten drei Tage noch dort zu arbeiten.

Mit den Worten: genießt es noch in der Schule zu sein und habt ein erholsames Wochenende!

C.