Hallo!

Ähnlich wie L.s Beitrag handelt es sich bei mir diesmal auch um den Abgang und Abschied.
Allerdings leider nicht um den geilen Sommer, das coole Camp in das ich mit einer Freundin fahren werde, oder den Besuch bei meinen Großeltern oder auch die 2 schönen, bevorstehenden Wochen in den Niederlanden.
Sondern bei mir geht es um den Stress davor.
Aber erst einmal von Anfang an:...

Da ich Klassensprecherin bin und ich meine Klassenlehrerin sehr gerne habe, habe ich mich zusammen mit 2 anderen Mädels dafür gemeldet das geplante Geschenk für unsere Lehrerin zum Abschied zu besorgen.
Geplant war ein großer Fresskorb (da der erste Gedanke an unsere Lehrerin immer mit Süßem oder Essen zusammenhängt), bei dem auf jder Süßigkeit ein Post-it von jemandem aus der Klasse klebt. Dazu sollte ihr jeder einzelnd eine Blume geben, statt eines großen Straußes.


Soweit so gut.
Eigentlich ging die Planung relativ gut. Wir hatten das Geld schnell gesammelt, und es war auch ausreichend. Wir mussten einige Male in die Stadt fahren (jaja, wir Käffler), aber das ist ja in Ordnung und war absehbar.
Da wir genug Geld und Ideen im Überfluss hatten, kam zu dem Korb noch eine winzige Schultüte und Freundebücher ("Alle meine Kindergartenfreunde") dazu.

Es tut mir leid Bär (= Spitzname des Klassenkamerades), aber ich liebe dieses Bild!


Außerdem haben meine Freundin und ich uns dazu entschieden keine echten Blumen zu nehmen, sondern selber welche aus Origami zu machen.
Der Gedanke dahinter war, dass sie nie verblühen, einzigartig sind und natürlich auch super süß aussehen .
Also haben wir uns immerhin ganze 4 1/2 Stunden hingesetzt und Eine nach der Anderen gefaltet.

(Nich das beste Bild, aber ich habe nicht daran gedacht ein Schöneres zu machen, und jetzt sind sie eingepackt)

Heute (einen Tag vor dem Abschluss) ist schlussendlich auch alles fertig geworden.
Alles ist eingekauft, unterschrieben und verpackt.

Das Alles hat nur geklappt, da heute "Aktionstag" war, der uns zur Verfügung war, um die Halle, Technik und Sonstiges für Morgen vorzubereiten.
Und auch um unser Abschlusslied zu Proben.
Fast die ganze Stufe saß also, auf den in der Sporthalle aufgestellten Stühlen, und hat "Altes Fieber" von den Toten Hosen von einem Zettel abgesungen.
Langsam stiegen mir all die Gedanken in den Kopf, die mir bisher nicht gekommen waren. Ich hatte durch den Stress mit der Planung Alles sehr nüchtern und sachlich betrachtet, aber jetzt kam Alles in mir hoch.
Der Gedanke, dass all die Leute weg sein würden.
Nach dem zweiten Durchgang des Liedes habe ich mich schnell entschuldigt und habe mich in unser Mädchenklo verzogen.
Ich stand filmähnlich in einer kleinen Klokabine und habe einsam vor mich hingeweint.
Ich weiß, dass ich unheimlich nah am Wasser gebaut, und vorallem auch sehr sensibel bin.
Aber all die Gedanken haben mich in dem Moment unheimlich mitgenommen.
Es ist das erste Mal, dass ich einfach Angst vor dem offensichtlichen und unaufhaltsamen habe.
Ich vermisse jetzt schon meine Sitznachbaren, neben die ich vor ca einem Jahr gesetzt wurde, in der Hoffnung ich würde sie ein wenig zur Ruhe bringen.
Richtig angefreundet habe ich mich mit ihnen nie. Dafür habe ich sie aber unheimlich lieb gewonnen.
Einer von ihnen meinte mal ich solle ihm doch mal einen Kuchen backen, weil ich Patissier werden wollte, und er doch am selben Tag wie ich Geburtstag hat.
Wie ich da auf dem Klo stand und dabei zusah, wie meine Tränen mit einem leisen Platschen auf den hässlich gekachelten Boden fielen schoß es mir nur durch den Kopf, dass ich ihm ja jetzt keinen Kuchen mehr backen konnte. Dass ich ihn viel zu selten bei Vornnamen angesprochen hatt. Dass ich ihm nie gesagt hatte wie gerne ich seinen Kleidungsstil mochte.

Die Angst über meine Freunde, die abgehen ist anders. Ich bin nur mit 3 Leuten wirklich befreundet, und bei ihnen weiß ich, dass der Kontakt bestehen wird.
Aber meine Sitznachbarn? Sie werde ich vielleicht mal durch Zufall im Bus oder Schwimmbad treffen, sie grüßen, und an ihnen vorbeigehen.
Ich denke nur darüber nach, dass ich sie viel zu wenig kenne, und doch viel zu gerne habe.
Wenn die "Mutter" unserer Klasse abgeht, was dann? Wenn all die Prolls und Dummschwätzer weg sind, was dann?
Wer ersetzt sie?
Für die nächste Woche erstmal niemand. Wir haben noch eine Woche ohne sie Unterricht. Eine Woche in der 3 Plätze um mich herum leer sein werden.
Beschäftigt mit Ferien und dann Ausbildung.
Wer weiß, vielleicht reperiert mein Sitznachbar ja eines Tages einen Tisch für mich?
Ich hoffe es. Ich hoffe es wirklich.


Als ich mich irgendwann beruhigt hatte und zurück gegangen bin, lief alles wie gewohnt weiter. Bei einer weiteren Probe des Liedes liefen zwar wieder die Tränen, aber es war halb so schlimm. Die Abgänger auf der Bühne Quatsch machen zu sehen, hat mich dafür aber unheimlich getroffen. Sich einfach die Stille vorzustellen wenn sie nicht da sind.
Ich weiß es klingt vielleicht übertrieben oder unwahrscheinlich, aber das sind die Gedanken die mich quälen.

Die ganze Welle kam schließlich auf dem Nachhauseweg zurück, allerdings gemischt mit Wut, Stress und Müdigkeit.
Ich habe seit 2 Wochen zu wenig geschlafen, mich nach der Woche des Praktikums dafür eingesetzt, dass das Geschenk fertig wird. Gebastelt, Massen an Listen geschrieben, meine Klassenkameraden ständig zusammengesucht, etwas erklärt und organisiert.
Und der einzige Dank den ich dafür bekomm? Nichts.
Wobei das nicht ganz stimm. Kritik. Das ist die richtige Antwort.
Gestern habe ich der Klasse nocheinmal deutlich gesagt wie wir die Blumenverteilung machen, und vorallem, dass es Origamiblumen sind, und keine echten. Die Reaktion? Nichts. Kein Wimpernzucken, kein Nachfragen, einfach Nichts.
Und heute? 10 Minuten vor Unterichstschluss? "Nein, also ich find Origamiblumen blöd. Außerdem war das nixht abgemacht."
Nixht abgemacht und abgesprochen, in Ordung. Da gebe ich ja Recht. Aber "ich finde die blöd?". Hat einer von denen die Blumen überhaupt mal gesehen? Sich überlegt wie viel Mühe darin gesteckt hat 26 Blumen zu falten? Sich überlegt was für ein Aufwand es gewesen wäre, Schnittblumen zu kaufen, eine Sorte auszusuchen ("Rosen sind ja so ausgelutscht") un die solange frisch zu halten? Irgendwer? Nein.
Verdammt nochmal, Nein!
Ich war einfach verdammt sauer. Ich gebe mir ständig Mühe, versuche alles so perfekt wie möglich zu machen, für meine Mitschüler so leicht es geht, und was ist der Dank? Ich fühle mich einfach kein Stück gewürdigt.
Ich habe momentan auch andere Probleme. Unter anderem mit Freunden oder deren Unzuverlässigkeit. Kümmert sich jemand darum? Auch nicht.
Ich binde es zwar nie jemandem auf, aber ich fühle mich momentan nicht gerade berücksicht.
Natürlich ist das ein Nebeneffekt von all dem fehlenden Schlaf und dem mir ungewohnten Stress, aber ein bisschen Höflichkeit und Anerkennung ist doch möglich, oder?

Immerhin sind L. und M. davon ausgenommen, und ich bin heilfroh, den beiden morgen ihre Kleider vollzuheulen.
Danke! Ohne euch hätte ich 's wahrscheinlich heute einfach mal hingeschmissen.

Also sehe ich voller Angst morgen entgegen, und langsam stellt sich die Frage:
Welche Frisur?

C.
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